Wien, Hamburg - 22. April 2022 - Sebastian Evers
Flash-Speicher sowie USB-Sticks erfreuen sich großer Beliebtheit. Im Vergleich zu externen Festplatten weisen USB-Sticks eine wesentlich kompaktere Baugröße auf. Sie nehmen kaum Platz weg; lassen sich also einfacher lagern, in die Hosentasche stecken und bequem transportieren. Ein Herunterfallen überstehen sie in der Regel – anders als mobile HDDs - ohne irgendwelche Schäden.
Heutige Modelle verfügen außerdem über enorme Speicherkapazitäten. USB-Sticks mit 128 GB, 256 GB, 512 GB oder 1 TB sind keine Seltenheit mehr. Es gibt bereits erste USB-Sticks mit Kapazitäten von 2 TB: Derzeit zum Beispiel der Kingston Ultimate GT [Datenblatt]. Durch die zügigen Übertragungsraten mit USB 300 und USB 3.1 lassen sich in kurzer Zeit große Datenmengen vom Computer auf den USB-Stick speichern. Den USB 2.0 BUS, mit weitaus langsamerer Übertragungsrate, findet man nur noch bei älteren Modellen oder billigen Derivaten.
Ein USB-Stick wird im Kern aus zweierlei Komponenten zusammen gesetzt: Flash-Speicher und Flash-Kontrolleinheit (mit integriertem USB-Konverter). Bei USB-Sticks mit größeren Kapazitäten können auch mehrere Flash-Controller zum Einsatz kommen, um über simultane Zugriffe erhöhte Geschwindigkeiten beim Lesen und Schreiben zu ermöglichen.
Wie alle anderen Speichermedien werden auch USB-Sticks früher oder später ausfallen. Die Frage danach, ob ein Datenträger ausfallen wird stellt sich grundsätzlich nicht. Denn die Antwort darauf lautet ausnahmslos: Ja! Einzig und allein der Zeitpunkt des Ausfalls ist nicht vorhersehbar. In der Regel tritt dieser aber stets früher als angenommen ein.
Flash-Speicherzellen ermöglichen einige tausend Schreibvorgänge bei denen sich der Speicher konstant abnutzt. Um eine ausgeglichene Abnutzung zu gewährleisten, verteilt der Flash-Controller die Schreibzugriffe über die wear leveling Subroutine gleichmäßig auf alle verfügbaren Speicherzellen. Somit wird eine Speicherzelle bevorzugt beschrieben, wenn diese, im direkten Vergleich, eine geringere Anzahl an bisher erfolgten Schreibvorgängen als andere Speicherzellen aufweist.
Hohe Speicherkapazitäten und schnelle Leseraten sind überaus beliebte Marketing-Werkzeuge der Hersteller. Zu den tatsächlichen Schreibraten findet man hingegen nahezu keine Angaben – teilweise nicht mal innerhalb der Software-Steuerung. Die hohen Übertragungsraten von USB 3.1 sind zwar beeindruckend; allerdings vollkommen irrelevant, wenn der verbaute Flash-Controller als Flaschenhals nicht dazu in der Lage ist diesen Durchsatz zu leisten. Selbst bei USB 3.0 erreichen nur wenige Kandidaten annähernd die maximalen 450 Mbyte/s, zu denen der BUS in der Lage ist.
Von wem die verwendeten Flash-Speicher und Controller stammen, darüber schweigen die Hersteller der Sticks meist. Bei Toshiba, SanDisk (Western Digital) und Samsung kann man allerdings davon ausgehen, dass sie ihre eigene Hardware einsetzen.
Es ist vollkommen normal, dass bei USB-Sticks Ausschussware verbaut wird. Flash-Speicher, die nicht für die Verwendung in Solid State Drives geeignet sind, werden für SD-Karten verwendet. Bestehen sie auch diesen Eignungstest nicht, kommen sie bei USB-Sticks zum Einsatz. Dadurch steigt das Ausfallrisiko immens.
Auch eMMC-Chips aus recycelten Smartphones erlebten auf diesem Weg schon ihren zweiten Frühling. Dies wirft allerdings nicht nur das technische Problem auf, dass die Speicher womöglich Ihre Lebensdauer bereits ausgeschöpft haben, sondern auch das Risiko, dass Datenüberreste des einstigen Vorbesitzers irgendwo innerhalb der Speicherzellen zurückgeblieben sein könnten. Selbst bei einem Werks-Reset kann der Controller defekte Bereiche nicht mehr ansteuern. Somit werden darin vorhandene Daten auch nicht mehr entfernt. Professionelle Datenretter können diese Bereiche oftmals noch ansteuern und deren Inhalte extrahieren.
Ein zusätzliches Risiko sind gefälschte Markenwaren und Kapazitäten. Wenn man den USB-Stick oder die Speicherkarte eines namhaften Herstellers, mit einer immensen Speicherkapazität, zu einem Spottpreis im Internet findet, dann ist höchste Alarmbereitschaft angesagt. Diese Datenträger verfügen nämlich oftmals nicht einmal über 5 % des angepriesenen Speicherplatzes! Der Trick dahinter: Ist das Ende der tatsächlichen Kapazität erreicht, beginnt der Controller einfach wieder von Vorne die Daten zu überschreiben – wieder und wieder. Durch den Vorgang des Überschreibens werden Daten unwiederbringlich vernichtet.
Vermeidung: Der Kingston Ultimate GT mit 2 TB Kapazität kostet derzeit etwa € 1.000,00. Wird ein USB-Stick mit 2 TB für etwa € 20,00 angeboten, handelt es sich offenkundig um einen Fake. Für den Kauf von Datenträgern sollte man generell seriöse Bezugsquellen konsultieren und sich nicht von unrealistisch günstigen Preisen leiten lassen. Der Vergleich der Preise unterschiedlicher Hersteller lässt schnell Rückschlüsse zu, ob man nicht gegebenenfalls eine Fälschung im Warenkorb liegen hat. Um ganz sicher zu gehen, kann man den jeweiligen Datenträger nach Erhalt mit H2testw überprüfen, bevor man diesen regulär einsetzt.
Wir empfehlen USB-Sticks ausschließlich als temporären Speicher für den Transport von Daten von Punkt A nach B. Als dauerhafter Speicherplatz sind USB-Sticks ungeeignet. Werden Daten mit dem USB-Stick transportiert, sollten diese vom Quellsystem auf den USB-Stick kopiert und nicht verschoben werden. Es besteht immer die Gefahr, dass der USB-Stick auf dem Transportweg verloren geht oder einen Defekt erleidet. Somit wären auch die Daten verloren. In vielen Fällen ist eine Datenrettung auch bei beschädigten Flash-Speichern (SSD, Speicherkarte, USB-Stick) noch möglich. Allerdings kann diese sehr aufwändig und dementsprechend mit hohen Kosten verbunden sein. In Anbetracht dessen ist eine Datensicherung zu jeder Zeit obligatorisch.